Silvester-Kolumne
Die Silvester-Neujahrs Kolumne 2001/2002

„Puhh! Das war ein Weihnachtsfest!", denkt man bei sich und streichelt sich zufrieden das in den letzten Tagen von Gänsen und Godiva Konfekt gut gezüchtete Bäuchlein. Tja, alles könnte jetzt eigentlich so angenehm und entspannt sein, wenn nicht schon die nächste Streßattacke auf einen warten würde: Silvester! Ein absolutes Angstwort. Drei Silben, die so manchen Menschen die Nerven kosten kann. Denn Silvester ist das Synonym für verkrampft fröhliches Juchheissassa! Jeder meint, nur weil laut Kalender der 31.12. ist, müßte man nun mal richtig auf die Kacke hauen, die Sau rauslassen, den Bär steppen und den Papst hopsen lassen. Fröhlichkeit auf Knopfdruck ist angesagt! Jeder (!) will an diesem Tag den riesengroßen Witzeclown mit rosafarbenem Papphut spielen und die bösen Geister aus dem letzten Jahr vertreiben. Jubel Trubel Heiterkeit angereichert mit einer ordentlichen Portion Konfetti. Dabei ist doch für einen professionellen hedonistischen Partyhelden so gut wie jeder Tag im Jahr Silvester. Montag bis Sonntag, 365 Tage pro Jahr kann man feiern bis der Arzt kommt. Aber Silvester muß ja das Fest der Feste, der ganz große Knaller werden! Und mit dieser Erwartungshaltung ist laut Murphy´s Law die Enttäuschung schon so gut wie vorprogrammiert. Zumal ja der Höhepunkt einer Party normalerweise erst gegen 3 Uhr morgens erreicht wird, ist er in der Silvesternacht leider schon um 0.01 Uhr überschritten. Das kann doch nix werden!
{Aber das Ärgerlichste am Jahreswechsel ist das schlechte Gewissen, das sich gemeinerweise genau an diesem Tag immer melden muß. Während man das vergangene Jahr vorm inneren Auge Revue passieren läßt und dabei leider erkennen muß, wie wenig Produktives man letztendlich doch geleistet hat, wieviel auf der „to do"-Liste noch stehen geblieben ist, kann einem sämtliche Feierlaune vergehen. Das einzig Sinnvolle, was man eigentlich an diesem Tag machen sollte, wäre – nach einem geschmeidigen heißen Tannennadelölbad – früh ins Bett zu gehen. Aber so mutig ist natürlich kein Mensch, und daher grübelt jeder deprimiert weiter und stellt sich die berühmt berüchtigten guten Vorsätze fürs neue Jahr zusammen:

- weniger Alkohol trinken
- mit dem Rauchen
- mehr Sport treiben
- Weniger lügen, betrügen, Ehe-brechen,
- Die vielen Schlafmünzen eintauschen, weil doch der bald der Euro kommt
- Mehr Salat essen
- Nicht Furzn, wenn jemand hinter einem auf einer aufwärtsfahrenden Rolltreppe steht
- Öfter die Motz kaufen
- Endlich mal die Ecke hinter der Toilette reinigen
- Das BILD Abo gegen ein FAZ Abo eintauschen
- Zwei neue Sprachen lernen
- Etc.

Nun ja, aber egal auf welcher Silvesterparty man sich auch befinden mag, eins ist sicher: Nach drei Bowlegläsern hat man diese Vorsätze geschickt verdrängt, und spätestens am Morgen des 1.1. kann man sich dank eines ungeheuren Katers nicht mal mehr bruchstückhaft an diese Liste erinnern. Wie heißt es doch so schön? „The same procedure as every year – hicks!"

Na dann mal Prosit und alles Gute fürs neue Jahr!

Prinz Pikkolo, Silvester 2001