Kolumne
Olympia 2004
Endlich mal wieder ein globales Großereignis: Olympia in der Wiege des sportlichen Ursprungs bei den Griechen, die es nur noch durch göttlichen Beistand gerade noch mal so geschafft haben, die Sportstätten in letzter Minute fertig zu stellen. Doch dann natürlich gleich der erste Olympiaskandal (von den obligatorischen Schmiergeldzahlungen an dicke fette Funktionäre im Vorfeld mal abgesehen): Ausgerechnet die griechischen Top-Stars wurden des Dopings überführt. Aber das war doch wohl ohnehin klar, nach den wochenlangen exzessiven Feiern nach dem Gewinn Griechenlands bei der Fußball Europameisterschaft. War doch klar wie Kloßbrühe, daß die davon immer noch ein paar Promille und sonstige synthetische Rückstände im Blut haben. Ganz Griechenland ist heute davon noch gedopt!

Olympische Sommerspiele, das bedeutet zwei Wochen sportliches Juchheissassa! Da wird gehüpft und gerannt und gesprungen und gehoben und geschwitzt, was das Zeug hält, um dann letztendlich eine der begehrten Medaillen um und einen Lorbeer-Oliven-Kranz auf dem Kopp zu tragen. Aber warum entscheiden sich trotz der ganzen Mühe und Plackerei immer wieder ein paar Tollkühne für den Leistungssport und für eine Teilnahme bei Olympia? Da wird jeden Tag 6 Stunden trainiert, das macht 42 Stunden pro Woche, 2184 pro Jahr, 8736 Stunden von einer Olympiade zur nächsten - und der Witz an der Sache ist, daß es bei all dem nur um den einen einzigen Wettkampftag geht, um die einen 10 Sekunden beim Sprinten, das eine mal Heben von ein paar Gewichten, die eine Kür, der eine Sprung in den Sandkasten oder vom Sprungturm. Und was, wenn man an diesem einen Tag nun gerade mal nicht so gut druff ist, nen kleinen Schnuppen hat oder noch schlimmer: haarscharf Vierter wird?

Die olympische Maxime lautet seit jeher: Immer schneller, höher, weiter, nur noch einen klitzekleinen Millimeter, nur noch eine 100stel Sekunde, nur noch ein einziges Mal. Und wenn es dann irgendwann nicht mehr höher, schneller, weiter geht, kommt der Trainer und gibt einem eine ganz harmlose Vitaminspritze - klärchen - der Herzmuskel wächst und wird so groß wie von einem ausgewachsenen argentinischen Stier.

Dennoch hat sich natürlich auch diesmal ein deutsches Olympiateam gebildet - und dieses war durchaus auch für einige Überraschungen gut. Angefangen hat es damit, daß sich sämtliche Sportlerinnen für diverse Männermagazine ausgezogen haben, um so auch den letzten Sportmuffel für die Spiele zu mobilisieren. Manche Sportarten wie z.B. Beachvolleyball, rhythmische Sportgymnastik oder Synchronschwimmen haben ja eigentlich schon an und für sich einen gewissen immanenten Sex Appeal, aber mit viel nackter Haut lassen sich sogar gänzlich unerotische Sportarten wie Bogenschießen und Tischtennis aufsexen.

Mit was für hohen Erwartungen ist das Deutsche Olympia Team - angeführt von der BILD-Zeitung - in das Turnier gefahren. Natürlich haben die meisten Sportlerinnen und Sportler diese dann doch nicht erfüllt, und so wird in der Presse analysiert und geschimpft. Franzi hat enttäuscht, Jan Ulrich war lieber bis in die Nacht Bier saufen, statt sich auf sein Rennen vorzubereiten, das Männer-Tennis-Doppel versemmelt mehrere Matchbälle und verliert letztendlich dann doch noch, und wenn Deutschland schon mal eine Goldmedaille gewinnt, dann wird sie wie im Falle der Vielseitigkeitsreiterin Hoy von Regelfüchsen danach wieder aberkannt, dann wieder zuerkannt und letztendlich doch wieder aberkannt.

Woran liegt es eigentlich, daß der Medaillenspiegel von den USA und China angeführt wird, und nicht von Deutschland? Dafür gibt es ganz einfache Erklärungen: Spätestens seit Spurlocks Film „Supersize me" wissen wir doch alle, daß in den Burgern von Mc Donald´s die fiesesten und mysteriösesten Suchtstoffe enthalten sind. Und wer wittert da nicht die Verschwörung? Mc Donald´s als amerikanisches Unternehmen - und dann noch als Hauptsponsor der Olympischen Spiele! Hallo? Da wundert es einen ja wohl gar nicht mehr, daß die Sportler aus den USA immer oben auf dem Treppchen stehen. Und daß auch die Chinesen den Medaillenspiegel anführen, dürfte ja ebenfalls kaum überraschen. Schließlich sind die chinesischen Sportler in Wirklichkeit in Spielzeugfabriken hergestellte High-Tech- Roboter, ehrlich wahr!

Aber was könnte man machen, damit Deutschland auch wieder ganz ganz oben beim Medaillenspiegel steht? Vielleicht müsste es eine Rückkehr zu einigen alten ausgemusterten Disziplinen geben wie z.B. Sackhüpfen, Tauziehen oder mit dem Kopf zuerst durch ein Faß ohne Boden springen, darin wären die Deutschen bestimmt ganz große Klasse! Aber am besten wäre es für Deutschland, ganz neue Sportarten einzuführen. Wie wäre es z.B. mit „Alkopops-Wettsaufen", da hätten wir sicherlich einige sehr chancenreiche Mädchenstaffeln im Lande. Und in der Disziplin „Hartz 4-Panik-Machen" hat Deutschland sowie schon die Goldmedaille gewonnen.


Prinz Pikkolo, August 2004